Die Ausgaben unserer Verbandszeitschrift „Der neue Mahnruf“ ab 2010, sind auf der Website des Bundesverband im PDF-Format verfügbar.
Die Ausgaben unserer Verbandszeitschrift „Der neue Mahnruf“ ab 1948 bis 2008, sind auf der Website der Österreichischen Nationalbibliothek verfügbar – ANNO


Artikel mit Bezug zu Salzburg
„Der neue Mahnruf“

Jahrgänge
1949 – 1950 – 1951 – 1952 – 1953 – 1954 – 1956 – 1957 – 1958 – 1959 – 1961 – 1963 – 1964 – 1966 – 1968 – 1969 – 1972 – 1974 – 1980 – 1986 – 1992 – 1995 -1999 – 2000 – 2001 – 2002 – 2003 – 2004 – 2005


Agnes Primocic - Ehrenbürgerin von Hallein
Die Obfrau des Landesverbandes Salzburg des KZ-Verbandes, Kameradin Agnes Primocic wurde mit der Ehrenbürgerwürde der Stadt Hallein ausgezeichnet.
Die 95jährige Halleinerin erwarb sich große Verdienste im Widerstand gegen Austrofaschismus und Drittes Reich, nach Kriegsende war sie in der provisorischen Stadtregierung tätig und setzte sich für die Schwächsten der Halleiner Bevölkerung ein.
Tabakarbeiterin, Betriebsrätin, Kommunistin, Widerstandskämpferin, Mitglied der provisorischen Stadtregierung nach 1945, Zeitzeugin: Die Trägerin des Silbernen Verdienstzeichens der Republik kann auf ein bewegtes Leben zurückblicken. Ein Leben, das geprägt war von Widerstand gegen Diktatur und Faschismus und dem bedingungslosen Eintreten unter Einsatz eigenen Lebens für andere: Denen helfen, die es brauchen.
Agnes Primocic sammelte für die Angehörigen politisch Verfolgter, wirkte an den Fluchtvorbereitungen von KZ-Häftlingen mit und rettete kurz vor Kriegsende siebzehn Häftlinge vor der Erschießung. Ihr Eintreten für Gerechtigkeit und Menschlichkeit brachte sie mehrmals ins Gefängnis und setzte sie permanenter Bespitzelung aus. Nach Kriegsende war sie Mitglied der von Franzosen und Amerikanern eingesetzten provisorischen Stadtregierung, mit dem Aufgabenbereich Fürsorge. Agnes Primocic war für die Errichtung dreier Kindergärten verantwortlich, half bei der äußerst schwierigen Wohnungssuche und als die amerikanischen Militärbehörden per Erlass verboten, Hallein zu betreten oder zu verlassen, war die Versorgung mit Nahrungsmitteln bedroht. Durch ihre Interventionen bei den Behörden konnte die Versorgung Halleins und im besonderen der Kinder mit Nahrung wieder gewährleistet werden. Nach Abzug der amerikanischen Truppen erstritt Agnes Primocic vor Gericht die Entscheidung, dass die Mieter der zurückgegebenen Wohnungen nicht selbst für die hohen Sanierungskosten aufkommen mussten.
Diese wenigen Ausschnitte verdeutlichen, unter welchen Bedingungen sich die mittlerweile 95jährige für Hilfsbedürftige einsetzte und welche Stärke nötig war, sich zu widersetzen und gegen den Strom zu stellen. Sich anzupassen wäre hundertmal einfacher gewesen. „Im Mittelpunkt meines Lebens standen die Gerechtigkeit und die Menschlichkeit“, stellt Agnes Primocic fest, die ihre Erfahrungen im Rahmen von Zeitzeugen – Projekten an junge Menschen weitergibt. Würdigt die „Halleiner Zeitung“ das Wirken unserer Kameradin.
Wir gratulieren.
Diesen Beitrag veröffentlichte die Salzburger „Krone“ am 3. Juli 2005, eine würdige Ehrung des Wirkens unserer Obfrau des Salzburger KZ-Verbandes.

Auszeichnung für Agnes Primocic
Dr. Heinz Schaden und Landesrätin Mag. Gabi Burgstaller verliehen im Marmorsaal des Schlosses Mirabell den Troll-Borostajani-Preis 2000. Der nach Salzburgs erster Frauenrechtlerin Irma von Troll-Borostajani benannte Preis geht dieses Jahr an „Pionierinnen im Kampf um die Rechte der Frauen“. Aus Hallein wurde Agnes Primocic, Obfrau des Salzburger KZ-Verbandes, ausgezeichnet. Die Halleiner Widerstandskämpferin, Gewerkschafterin, Betriebsrätin und unermüdliche Kämpferin für Menschlichkeit und Gerechtigkeit wurde für ihr Leben ausgezeichnet. „Agnes Primocic ist eine beeindruckende Persönlichkeit, die weit über alle politischen Lager hinweg gewirkt hat, und heute noch – trotz ihres hohen Alters – sehr aktiv ist“, würdigte Burgstaller die Preisträgerin in ihrer Laudatio. Die Landesrätin: „In einer unmenschlichen Zeit blieb sie Mensch, rettete das Leben anderer, ohne Rücksicht auf das eigene Schicksal, setzte sich als Betriebsrätin für ihre Kolleginnen ein und ist bis heute unermüdlich unterwegs, wenn es getreu nach dem Motto – „Wehret den Anfängen“ – darum geht, in Schulen, Betrieben und Versammlungen vor Faschismus, Diktatur und Unmenschlichkeit zu warnen. Sie ist das lebende Beispiel für Mut, Zivilcourage und die Kraft, die Frauen aufbringen können, wenn es heißt, den Kopf nicht in den Sand zu stecken, sondern aufrecht gegen den Strom anzukämpfen“.
Als Politikern und Bürgerin dieses Landes sei es ihr, so Burgstaller, eine Ehre, Agnes Primocic mit dem Troll-Borostajani-Preis auszuzeichnen.

Agnes Primocic - 95
Die Obfrau des Salzburger Landesverbandes des KZ-Verbandes, Kameradin Agnes Primocic, ist 95 geworden. Agil und in gewohnter Frische feierte sie mit ihren Freunden und Kampfgefährtinnen in Hallein dieses Ereignis, zu dem auch Bürgermeister Dr. Christian Stöckl, Vizebürgermeister Walter Ebner und Vizebürgermeisterin Dr. Astrid Stranger, Gemeindevertreter des „Bündnis für Hallein“ sowie zahlreiche Freunde und Verwandte kamen. Heidi Ambrosch, Frauenbeauftragte der KPÖ würdigte in ihrer Festansprache die antifaschistischen Aktivitäten der Jubilarin und die Tatsache, dass sie bis zu ihrem 93. Lebensjahr „noch die Kraft“ gehabt hat, als Zeitzeugin in die Schulen zu gehen. Der Bundesobmann des KZ- Verbandes, Oskar Wiesflecker, dankte „unserer Agnes“ für deren unermüdlichen Einsatz, wobei er besonders auf ihre nachhaltigen Bemühungen für die Errichtung eines antifaschistischen Denkmals vor dem Salzburger Hauptbahnhof hinwies. Als Vertreter der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg sprach M. Feingold, ebenso drückte eine Vertreterin der Gesellschaft für politische Aufklärung ihre Wertschätzung für die Jubilarin aus. Und Agnes selbst? Sie überraschte alle mit der quicklebendigen Darstellung von „Episoden“ aus ihrem kampf- und hilfreichen Leben. Ein Leben im Einsatz gegen den braunen Terror und für eine bessere Zukunft. Die Wertschätzung, die unsere Kameradin im Bundesland Salzburg genießt, drückte sich zuletzt auch darin aus, dass sie bei einer landesweiten Publikumsbefragung auf dem 47. Platz unter den „hundert prominentesten Bürgerinnen Salzburgs“ gereiht wurde.
Nochmals, herzlichen Glückwunsch. Agnes, von deinen Kameradinnen und Kameraden des KZ-Verbandes.

Sisi-Statue statt NS-Mahnmal
Die Megabaustelle am Salzburger Bahnhofs Bahnhofsvorplatz wird schön langsam fertig. Nun stellt sich die Frage, welches Denkmal dort aufgestellt werden soll. Vor Jahren hatte der Gemeinderat beschlossen, ein Mahnmal für die vom NS-Regime ermordeten Salzburger zu errichten.
Konkrete Pläne dafür gibt es seit Anfang der fünfziger Jahre. Die Architektin Grete Schütte-Lihotzky hatte ein Denkmal entworfen und den Entwurf dem Salzburger KZ-Verband übergeben, der die Pläne der Stadt kostenlos überlassen würde. Die Obfrau des Salzburger KZ-Verbandes, Agnes Primocic, hat sich wiederholt für das NS-Mahnmal engagiert. Schütte-Lihotzky sieht einen zweieinhalb Meter hohen dreieckigen Winkel, Symbol der KZ-Gefangenen aus Stein vor. IhrTextvorschlag lautet: „Den Toten zur Ehre den Lebenden zur Pflicht.“
Gegen ein antifaschistisches Mahnmal am Bahnhof laufen jedoch die Freiheitlichen Sturm. Für FPÖ-Gemeinderat Karl-Michael Blagi ist ein Antifa-Denkmal schlicht „dubios, fragwürdig und teuer“. Die Pläne der prominenten Architektin kennt Blagi zwar nicht, er will aber ohnehin lieber eine Statue von Kaiserin Elisabeth aufgestellt sehen. Diese befindet sich derzeit im Schloßpark Hellbrunn.
Blagi argumentiert: Die Statue zu Ehren der ermordeten Kaiserin sei 1901 am Bahnhof errichtet worden. Bei der Ausrufung der Republik 1918 wurde die Marmor-Sisi hinter einem Bretterverschlag versteckt. 1925 übersiedelte die Statue nach Hellbrunn. Jetzt soll Sisi wieder auf den Bahnhofsvorplatz, weil dies besser zur Weltkulturerbe-Stadt Salzburg passe als ein Antifa-Denkmal, so Blagi.
Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) kann sich durchaus vorstellen, Sisi wieder auf ihren ursprünglichen Platz im Garten des Hotel Europa zurückzustellen. Auf ein antifaschistisches Mahnmal will Schaden aber keinesfalls verzichten.
(Aus: „Der Standard)
