Reden zur Übergabe des
„Memorial für Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“
im Stölzlpark am 27. Mai 2019
Prof. Dr. Martin Hochleitner
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
die Neugestaltung des Erinnerungsmals an Rosa Hofmann und seine gleichzeitige Erweiterung zu einem Memorial für Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus durch die Künstlerin Iris Andraschek …
Mag. Karin Hofer
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir weihen heute ein Denkmal ein. Ein Denkmal für Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus, explizit für FRAUEN. Denn auch beim Erinnern standen Männer lange im Zentrum. Frauen schienen als …
Mag. Katharina Schmid
Sehr geehrte Damen und Herren,
es war uns ein unbedingtes Anliegen, dass der Stein, der Rosa Hofmann gewidmet ist und seit 1947 ihre Widerstandstätigkeit gegen Faschismus und und gegen das NS-Regime ehrt, bestehen bleibt. Und …


Mag. Karin Hofer
Salzburg, 27. Mai 2019
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir weihen heute ein Denkmal ein. Ein Denkmal für Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus, explizit für FRAUEN. Denn auch beim Erinnern standen Männer lange im Zentrum. Frauen schienen als Gefährtinnen auf – verbunden mit dem Bild der unterstützenden und helfenden Frau. Aus zahlreichen Oral-History-Interviews wissen wir, dass es nicht so war. Dass sich Frauen genauso wie Männer aktiv zum Widerstand entschieden haben. Dies ist für mich umso bewundernswerter als nicht wenige von ihnen Kinder hatten und entsprechend der gesellschaftlichen Rollenverteilung natürlich hauptzuständig für die Kinder waren.
Deshalb gebührt der Stadt Salzburg Anerkennung: Anerkennung dafür, dass sie ein Denkmal für Frauen, die Widerstand gegen den Nationalsozialismus geleistet haben, errichtet.
Auf diesem Denkmal stehen die Namen von 18 Frauen, die ihren Widerstand gegen den Nationalsozialismus und ihre anständige menschliche Haltung mit dem Leben bezahlt haben. 7 von ihnen waren im politischen Widerstand, in einer Widerstandsgruppe der Arbeiter- und Arbeiterinnenbewegung: So wie Rosa Hofmann riefen sie auf zur Beendigung des Vernichtungskriegs, den die Nazis führten. Sie organisierten sich in Widerstandsgruppen, sie verteilten Flugblätter. Sie riefen dazu auf, das Nazi-Regime zu stürzen:
„Wir haben genug von diesem Krieg. Wir wollen nicht für Hitler und seine Bande in einen sinnlosen Tod gehen! Uns interessieren nicht die Rohstoffgebiete und Absatzmärkte, die sich das deutsche Großkapital erobern will. Wir wollen für uns alle ein friedliches Leben aufbauen, frei von Krieg und Not.“
Das ist die Überzeugung, für die sie starben. Sie leisteten damit einen wesentlichen moralischen Beitrag zur Befreiung Österreichs. Von den Alliierten wurde er anerkannt – in dem Sinn: „Es waren nicht alle Nazis“. Diese Frauen sagten damals unter Einsatz ihres Lebens: „Wir sind nicht so, Österreich ist nicht so.“
Anerkennung in Österreich haben diese Handlungen lange Jahrzehnte öffentlich kaum bekommen. Erst mit der Aufarbeitung unserer Nazivergangenheit rund und nach der Waldheim-Affaire wurde dieser Widerstand breiter wahrgenommen und gewürdigt.
Auf dem Denkmal stehen auch die Namen von Frauen, die aufgrund ihrer menschlichen Haltung oder ihres passiven Widerstands im Alltag von den Nazis ermordet wurden. Feindsender hören, regime-kritische Witze erzählen – das reichte, um ausgemerzt zu werden. Die totale Herrschaft braucht totale Kontrolle – über das Denken und über die öffentliche Meinung. Die Verfolgung und Vernichtung dieser Frauen machen uns deutlich, welchen Wert ein Rechtsstaat, eine Demokratie und Medienfreiheit darstellen.
Initiiert wurde dieses Denkmal vom KZ Verband Salzburg. Der KZ Verband wurde schon 1945 gegründet – von Überlebenden. Das wichtigste Anliegen dieser überparteilichen Initiative war und ist: Erinnerung nicht um der Erinnerung willen, sondern Erinnerung als aktiver Widerstand gegen alle faschistischen, rechtsradikalen und nationalsozialistischen Umtriebe (heute hat der KZ Verband im Namen deshalb den Zusatz „Verband der Antifaschistinnen und Antifaschisten“).
„Niemals wieder“ bedeutet nicht nur, dass wir das Handeln der Toten nicht vergessen, es heißt vor allem, dass wir heute in der Gegenwart das Entstehen oder „Weiter-Bestehen“ von faschistischen und rechtsextremen Entwicklungen bekämpfen.
Der Nationalsozialismus fiel nicht vom Himmel. Er baute auf – auf gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen und auf verankerten Denkmustern. Und natürlich war die Verelendung der Menschen in der Zwischenkriegszeit ein fruchtbarer Boden.
Die Tatsache, dass wir heute in Österreich von einer Verelendung weit weg sind, sollte uns nicht zu sehr beruhigen. Zukunftsängste und Abstiegsängste können ein genauso fruchtbares Substrat für Sündenbock-Ideologien sein. Wollen wir heute etwas gegen diese Ängste tun, gilt es vor allem für soziale Sicherheit zu sorgen.
Die Macht übernommen haben die Nazis in Deutschland auch nicht putsch-artig. Das war vorbereitet durch ein gezieltes Infiltrieren von Strukturen: Strukturen des Sicherheitsapparats, Strukturen der Finanz und der Wirtschaft, der Medien.
Und die Denkmuster, die „Erzählungen“, wie das heute heißt, waren vorbereitet: Der Antisemitismus als Basis, die Feindschaft zur Demokratie – die Abwertung des Parlaments als „Quatschbude“ – und das Schüren von Hass gegen alle Andersdenkenden. Das ist eingesickert in die Köpfe.
Auch heute sickert dieses braune Gift: Wenn Konzepte zur Sicherungshaft ernsthaft vorgeschlagen werden, führt dies zu keinem breiten Aufschrei mehr. Obwohl Sicherungshaft ja nichts anders heißt als: Ich kann eingesperrt werden für etwas, das ich nicht getan habe, weil ich es eventuell tun könnte. Aber das ist kein Problem – es gilt ja nicht für mich, ich bin ja ein Herrenmensch, Pardon: Österreicher. Es gilt ja nur für die AUSLÄNDER. Und die sind ja wahlweise Ratten, Höhlenmenschen oder zumindest pauschal Vergewaltiger und Verbrecher.
Dieses Denken äußert sich nicht mehr nur in primitiven Rattengedichten und unsäglichen Facebook-Postings. Es ist schon längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen: Nämlich dann, wenn wir Menschen nur mehr unter dem Aspekt ihrer Herkunft, ihrer Kultur wahrnehmen. Den Begriff ‚Rasse’ vermeiden wir (noch) – wobei er, wie Dissertationen an heimischen Universitäten zeigen, auch wieder salonfähig zu werden scheint.
„FÜR die Freiheit gab sie ihr Leben, ihr Vorbild wollen wir erstreben.“
Das steht auf dem ursprünglichen Gedenkstein für Rosa Hofmann. So pathetisch und veraltet das klingt – darum geht es: Erinnern heißt Widerstand leisten gegen dieses braune Denken und gegen gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Entwicklungen, die dieses Denken tragen.
„Sehnsucht hab ich nach euch und den Bergen“
Mag. Karin Hofer
Salzburg, 27. Mai 2019
KZ-Verband/VdA Salzburg


Mag. Katharina Schmid
Salzburg, 27. Mai 2019
Sehr geehrte Damen und Herren,
Mag. Katharina Schmid
Salzburg, 27. Mai 2019
KZ-Verband/VdA Salzburg


Prof. Dr. Martin Hochleitner
Salzburg, 27. Mai 2019
„Sehnsucht hab ich nach euch und den Bergen“
Prof. Dr. Martin Hochleitner
Salzburg, 27. Mai 2019
Direktor Salzburg Museum
